Das Institut für Pathologie der Universität Bern tritt aufgrund der Pandemie in das „digitale“ Zeitalter ein

Das Institut für Pathologie der Universität Bern tritt aufgrund der Pandemie in das „digitale“ Zeitalter ein

 

Aus der theorie...

Louvain-la-Neuve (Belgien), Date 18 October 2021 – Die Welt der Medizin bewegt sich schon seit Jahren in Richtung Digitalisierung. Auch die Pathologie macht da keine Ausnahme – der Begriff „digitale Pathologie“ gehört zunehmend zum alltäglichen Vokabular. Die Digitalisierung sorgt für eine höhere analytische Qualität und eröffnet gleichzeitig Möglichkeiten für schnellere Zweitmeinungen und den Fernzugriff auf digitale Fallakten.

Im März 2020 wurde Europa von der Coronavirus-Pandemie heimgesucht und in mehreren Ländern wurde eine Quarantäne verhängt. Die bisherige reibungslose Organisation der Krankenhausabteilungen wurde dadurch auf den Kopf gestellt.

Niemand hatte sich bisher eine solche Situation ausgemalt, auch nicht das Berner Pathologie-Institut, das offensichtlich nicht auf ein solches Szenario vorbereitet war. „Es war wirklich eine Herausforderung. Wir mussten uns überlegen, wie wir die Sicherheit unseres Personals gewährleisten konnten, indem wir entweder von zuhause aus oder in Schichten arbeiteten, um den Abstand zu wahren. Einige Kollegen befanden sich in Quarantäne. Aber unsere Patienten brauchten immer noch ihre Diagnosen, und viele dieser Patienten erhielten eine erste Krebsdiagnose. Unseren Diagnosedienst nicht anbieten zu können, kam einfach nicht in Frage“, erklärt Prof. Zlobec, Leiterin der Translational Research Unit.

Es war an der Zeit, zu reagieren – sich zu organisieren und auch in Zeiten des Lockdowns Diagnosen zu stellen.

 

...zur Praxis.

„Vor der Pandemie analysierte unser Institut routinemäßig mehr als 1800 Schnitte pro Tag.
Mit dem Lockdown ging die Nachfrage zurück, da weniger Operationen durchgeführt wurden. Dies gab uns die einmalige Gelegenheit, zu überlegen, wie wir unseren Pathologen eine Möglichkeit bieten können, Diagnosen mittels digitaler Scans von zuhause aus zu stellen.“

Das Institut war bereits mit einer TM-Microscopy-Lösung für Forschungszwecke ausgestattet, die Tausende von digitalen Bildern verarbeiten kann. In täglichem Austausch mit den beiden Teams von Telemis und dem Institut in Bern wurde daraufhin gemeinsam eine klinische Lösung entwickelt. So wurde in weniger als drei Wochen ein Anzeigesystem geschaffen, mit dem digitale Scans verwaltet, untersucht und kommentiert werden können, sodass zum ersten Mal eine Ferndiagnose anhand digitaler Bilder möglich war. Zusätzlich zum Viewer-Interface wurde eine einfache Integration mit dem LIS (Laborinformationssystem) und den Schnittscannern erstellt.

Spezialisierte Pathologen führten Qualitätskontrollen durch, um die Sicherheit des Systems zu überprüfen, indem sie sowohl analoge als auch digitale Befunduntersuchungen durchführten. Dank einer echten Teamleistung und der medizinischen Validierung des Systems verfügt das Pathologische Institut Bern über die erste Version einer integrierten, digitalen Pathologielösung. Zukünftige Integrationen und Erweiterungen des Systems werden eine noch schnellere Dienstleistung von hoher Qualität ermöglichen.

„Telemis und das Engagement der beiden Teams haben uns durch eine schwierige Zeit gebracht. Da unsere Pathologen in verschiedenen Städten der Schweiz leben, war die Zustellung von Schnitten an sie, auch außerhalb der Stadt Bern, keine Lösung.“

Heute geht die Zusammenarbeit der beiden Teams weiter, denn das System wird so optimiert, dass der digitale Pathologie-Workflow von Anfang bis Ende nahtlos funktioniert. Ziel ist es nun, Telemis nicht nur für die Primärdiagnostik, sondern auch für Ausbildung, Zweitmeinungen und Tumorboards zu nutzen. Dabei sollen bald noch KI-Algorithmen mit einbezogen werden. „Einer der Vorteile der Arbeit mit Telemis liegt darin, dass das System offen ist. Telemis ist in der Lage, Bilder von verschiedenen Scannern zu verarbeiten und Software von Drittanbietern zu integrieren, wie z. B. Algorithmen von verschiedenen Unternehmen oder solche, die wir selbst entwickeln“, ergänzt Prof. Zlobec.


Die COVID-19-Gesundheitskrise hat deutlich gemacht, wie wichtig die Digitalisierung sowohl für Krankenhäuser als auch für Privatunternehmen ist. Die aktuelle Situation hat uns alle notgedrungen dazu gebracht, den Wandel zu akzeptieren und die digitale Transformation in unserem täglichen Leben zu beschleunigen, sei es im Beruf oder in unserem Privatleben.
Die Art und Weise, wie die Digitalisierung in Bern angenommen und realisiert wurde, hat dazu geführt, dass das dortige Institut für Pathologie heute eine führende Rolle in diesem Bereich einnimmt
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